Gemeinsam umdenken und handeln
für Insekten und Klimaschutz
Die neue Klimaarbeitsgruppe „Fuxonauts“ ist gegründet, bestehend aus Genoss:innen der Viktoria Kaserne und der Nachbarschaft im Helenviertel.
Unsere Vision ist es, nachhaltig erst unser Gelände und dann die Nachbarschaft für den Klimawandel besser aufzustellen. Mit diesem Projekt haben wir einen wichtigen Beitrag für die Förderung von Biodiversität und Klimaschutz in urbanen Räumen entwickelt.
Wie beinflussen Wildbienen das Klima? Wildbienen sind wichtige Bestäuber. Insbesondere in Agrarlandschaften sind sie durch Monokulturen, Pestizideinsatz und Mangel an Nistplätzen stark rückläufig. In Deutschland gibt es ca. 650 Wildbienenarten, davon kommen in Hamburg ca. 250 Arten vor. Durch Förderung können sich städtische Bereiche zu „Hot Spots“ für Wildbienen entwickeln, wenn entsprechende Nistplätze und Blühpflanzen angeboten werden. Ein großer Teil der Bienen ist auf bestimmte Nahrungs- pflanzen spezialisiert. Sind diese nicht vorhanden, sterben sie aus. Die für Wildbienen notwendigen Pflanzen sind im Klimawandel in der Stadt elementar wichtig, da durch Bepflanzung das Kleinklima in Städten, besonders bei Hitze, positiv beeinflusst wird.
Bei der Auswahl der Bepflanzung haben wir uns auf Pflanzen konzentriert, die eine hohe Trockenresistenz aufweisen. Glücklicherweise sind in dieser Gruppe viele Pflanzen, die für Wildbienen (gerade für die spezialisierten Arten) sehr wertvoll sind. Beispielsweise wird der Hornklee von fast 100 Bienenarten besucht, davon ca. 50 % gefährdete Arten. Glockenblumen sind für sieben Bienenarten die einzige Nahrungs-quelle und werden von 50 Arten besucht. Ähnlich ist es mit dem Natternkopf, den Ziestarten und verschiedenen Korbblütlern.
Als Nistplätze bieten wir in der Wildbienennistwand Löcher in Holz und Schilfhalme mit verschiedenen Durchmessern und eine Lösswand für die steilwand- nistenden Arten an. Durch die Einbeziehung der Nachbarschaft haben wir unsere Aktionen multiplizieren können, um auch Kindern und Jugendlichen die faszinierende Welt der Wildbienen zu zeigen und bei ihnen das Bewusstsein zu wecken, dass schon einige Pflanzen ausreichend sind, um eine Attraktion für Wildbienen zu sein. Das kann erfolgen, indem z. B. ein Balkonkasten mit wildbienenfreundlichen Pflanzen bepflanzt wird. Ebenso nützlich ist es, die Menschen darauf hinzuweisen, nicht jedes „Unkraut“ gleich zu entfernen, sondern auch hier deutlich zu zeigen, dass es sich um wertvolle Nahrungspflanzen für Insekten handeln kann.
Die Förderung von Wildbienen gelingt nur durch nachhaltige Maßnahmen, da nachfolgende Bienengenerationen auch wieder Nistplätze und Nahrung vorfinden müssen, damit sich eine stabile Population aufbauen kann. Daher werden wir bei der ehemaligen Viktoria- Kaserne auch bei zukünftigen Umgestaltungen/Umbauten die beschriebenen Grundsätze berücksichtigen.
Sind Wildbienen gefährlich? Wildbienenweibchen (dazu gehören auch die Hummeln) haben alle einen Stachel, also können sie theoretisch auch stechen. Häufig kann jedoch der Stachel die menschliche Haut nicht durchdringen, da viele Wildbienen recht klein sind. Wildbienen sind sehr friedfertig und stechen nur bei akuter Lebensgefahr, also wenn man sie in die Hand nimmt und quetscht! Ansonsten sind sie Fluchttiere und fliegen lieber schnell weg, wenn sie gestört werden. Die Anzahl der Wildbienen ist deutlich geringer als die der Honigbienen. Sie verteidigen ihre Nester nicht! Wildbienen sterben nach einem Stich nicht, da deren Stachel keine Widerhaken hat.
Ganz anders ist es bei der Honigbiene. Ein Honigbienenvolk hat im Winter ca. 15.000 Weibchen, im Sommer sind es in der Regel etwa 50.000 bis 60.000 Weibchen. Sie verteidigen durchaus ihren Bienenstock gegen potentielle Eindringlinge und stechen, wenn man sich zu sehr nähert. Eine Honigbiene stirbt nach dem Stich, da der Stachel einen Widerhaken hat und nach einem Stich in der Haut stecken bleibt und aus dem Körper der Biene herausgerissen wird.
Zusammengefasst: Das Risiko von einer Wildbiene gestochen zu werden, ist praktisch null. Bei den Honigbienen ist aufgrund der Anzahl und dem Ver- teidigungsverhalten beim Bienenstock das Risiko etwas größer.
Sind Honigbienen eine Konkurrenz zu Wildbienen? Da Honigbienen und Wildbienen die gleichen Nahrungsquellen nutzen, ist natürlich eine Konkurrenz gegeben, insbesondere dadurch, dass die Bienenvölker aus sehr vielen Tieren bestehen. Verschlimmert wird die Konkurrenzsituation noch da-durch, dass Honigbienen Frühaufsteher sind. Die Wildbienen lieben es sehr warm und sonnig und gehen daher erst später an die Arbeit. Wenn sie dann erscheinen, haben die Honigbienen schon viele Pflanzen abgeerntet. Lit. Zubuchen, Müller: Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis (2012) Westrich: Wildbienen-Die anderen Bienen (2015)